Pädagogen, Ministerien, Kultusbehörden, Lehrmittelverlage und -firmen prägen die Schulentwicklung und den Unterricht der jeweiligen Epoche. Auch Architekten, Designer, Erfinder und Tüftler geben dem Schullalltag ein unverwechselbares Gesicht. Ihre Produkte finden sich heute in vielen Schulmuseen. Als besonders anschauliche Objekte können sie dort zu „Hinguckern“ werden. Wir haben aus unserer Sammlung zwölf ausgewählt und stellen sie in kleinen Filmen vor.
Dieses Objekt im Foyer des Museums fällt jedem sofort auf und lässt nach seiner Nutzung fragen. Die Vermutung, dass das Gerät zum Spitzen der Schiefergriffel dient, kommt der Sache schon nahe. Aber dafür ist das Objekt doch etwas zu groß. Es handelt sich vielmehr um eine Konstruktion zur Herstellung von Griffeln. Unser Beispiel ist der Nachbau eines Exemplars, wie es um 1900 in Steinach (Thüringen) – seinerzeit das weltweit größte Zentrum der Griffelindustrie – verwendet wurde.
Auf dieses seltene Objekt ist das Schulmuseum besonders stolz und präsentiert es deshalb gleich im ersten Raum der neuen Dauerausstellung. Wir nennen es „Schulkasten“; in der Fachliteratur ist auch von „Schultaschen“ die Rede.
Ein weiterer Hingucker in diesem Raum ist eine Serie von zehn kleinformatigen Zeichnungen (Wasserfarben und Bleistift). Sie fanden sich in einem Buch, das nach der Ausleihe der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln zurückgegeben wurde. 2013 gelangten sie von dort in unseren Besitz. Leider wissen wir nicht, wer sie – vermutlich in den 1930er Jahren – gemacht hat.
Schon um 1900 betonten fortschrittliche Pädagogen den Wert von Lehrmitteln, die Lehrer und Schüler anfertigten. Aber erst in den Schulen der Weimarer Republik konnten sie sich durchsetzen und nahmen bei der Gestaltung eines „schaffenden Unterrichts“ großen Raum ein. Oft hatten ehemalige Lehrer die neuen Lehrmittel entwickelt. Sie durchliefen einen langen Weg von der ersten Idee über einen Prototyp, bis sie endlich auf den Markt kamen. Ein besonders gelungenes Beispiel ist die „Finger-Rechenmaschine“ von Lehrer G. Wlecke, die 1921 erfolgreich eingeführt wurde.
Einmalig und kurios als Lehrmittel ist eine brettartige Tafel, die sich Ende der 1950er Jahre der Kölner Lehrer Hans Wiese für den Geschichtsunterricht der oberen Jahrgänge ausgedacht hatte. Darauf konnten die Daten wichtiger Ereignisse der Weltgeschichte von der Entstehung der ersten Pyramiden bis zum Sputnik mit Hilfe von beschrifteten Schlüsselanhängern eingestöpselt werden.
Bei der NS-Zeit hat Lehrer Wiese besonders viele Ereignisse für wichtig gehalten, u.a. 1935 „Allgemeine Wehrpflicht" und „Rückkehr der Saar", 1938 „Anschluß Österreichs". 1945 ist für ihn nicht das Jahr der Befreiung, sondern der „Kapitulation Deutschlands".
Jeder kennt den von Karl Nothhelfer entworfenen und ab 1950 von den Vereinigten Schulmöbelfabriken produzierten Kufenstuhl mit dem dazugehörigen Tisch. Von Varianten des Typus wurden 1998 jährlich 400.000 Exemplare geliefert. Die Gesamtzahl hat die 10 Millionen längst überschritten.
Das Röhrenradio der Marke HEROTON war nicht im Depot vorhanden, so dass wir es kaufen mussten. Gerechtfertigt schien uns diese Ausgabe durch einen Eintrag vom 17.4.1951 in der Katterbacher Schulchronik: „Als sehr erfreulich ist die Anschaffung eines Funkgerätes Marke HEROTON, zu vermerken, das uns wertvolle Dienste für den Schulfunk leisten soll.“
Noch heute stöhnen Lehrer und Lehrerinnen beim Anblick des Matrizen- oder Spiritusdruckers auf. Vor dem Fotokopierer der 1980er Jahre bot er die einzige Möglichkeit zur Herstellung von Arbeitsblättern.
Nach christlicher Überlieferung reißt sich der Pelikan die Brust auf, um seine Jungen mit dem eigenen Blut zu nähren. Der exotische Vogel war seit 1883 Name und Symbol für einen erfolgreichen Schreibgerätehersteller.
Nicht nur wegen des erhofften Gewinns sondern wohl auch den Kindern zuliebe entwickelte die Firma einen ganz neuen Füllfederhalter und brachte 1960 mit dem „Pelikano“ den ersten Patronenfüller in Deutschland auf den Markt. In der langen Geschichte des Schreibens war endlich mit der Kleckserei Schluss.
Ende der 1960er Jahre drang Kunststoff auch in die Schule ein. Selbst bei den Tafeln zum Schreiben lernen wurde Schiefer für kurze Zeit durch das neue Material ersetzt. Ranzen aus Kunststoff ließen nicht lange auf sich warten. Als Ersatz für das teure Leder hatte es zuvor schon Lederimitate gegeben. Aber auch sie waren immer noch schwer und unhandlich.
Mit dem „Scout“ gab es 1975/6 erstmals in Deutschland einen aus leichtem Kunststoffmaterial gefertigten Schulranzen – natürlich in poppigen Farben und mit den aus Gründen der Verkehrssicherheit schon damals vorgeschriebenen Reflektoren.
Von Anfang an stritten sich Pädagogen und Didaktiker über die richtige Leselern-Methode. Mitte der 1970er Jahre entwickelte der Hamburger Pädagoge und Kinderbuchautor Jens Hinnrichs in seiner „Bunten Fibel“ die „Schlüsselwort-Methode“.
Die Kinder prägten sich lautgetreue Wortbilder ein, die visuell, additiv und sprechmotorisch durchgegliedert waren. Zur spielerischen Begleitung der Leseübungen kreierte Hinnrichs eine Handpuppe namens „Fu“, selbstgestrickt und mit einer schwarzen Haartolle.
Frauenpower war damals angesagt, und so dachte sich Hinnrichs als weibliches Pendant „Fula“ aus, die schnell, sehr viel wohlklingender, in „Fara“ umgetauft wurde.
Zum 125-Jahrjubiläum der GGS Katterbach erschien 1996 eine kleine Festschrift. Lehrerin Maria Frantzen hatte dafür Dritt- und Viertklässler angeregt, unter dem Titel „So stell ich mir das Leben im Jahre 2020 vor“ in die Zukunft zu schauen. Sebastian Wein aus der 3. Klasse prognostizierte damals: „Ein Tag besteht hauptsächlich daraus, vor dem Computer zu sitzen.“